Hanf (Cannabis Sativa L.) zählt zu den vielfältigsten und auch ältesten Kulturpflanzen weltweit. Seit über 6.000 Jahren ist Cannabis ein wirtschaftlich wichtiger Lieferant für Lebensmittel, Medizin und Fasern. Die Nutzung von Cannabis reicht in China sogar schon 10.000 Jahre zurück. Der Anbau von Hanf erfolgte fast in allen europäischen und asiatischen Ländern. Er war eine der bedeutendsten Rohstoffquellen, um Seile, Segeltücher, Papier, Ölprodukte und Bekleidungstextilien herzustellen. Mehrfach Geschichte geschrieben hat der Hanf als Rohstoff zur Fasernutzung als technisches Textil.
In China verzehrte man die gesunden und gut schmeckenden Samen des Hanfs. Dort bekannt als „Ma“ erkannte man schon frühzeitig die Vielfältigkeit von Hanf und schätzte die fast unverwüstlichen Fasern. Der chinesische Kaiser namens Shen Nung beschrieb schon 2737 v. Chr. in einer seiner medizinischen Abhandlungen, dass Hanf als Heilmittel genutzt werden kann bei Krankheiten wie Rheuma, Malaria und anderen. Die Menschen verstanden den Hanf als eine Pflanze göttlichen Ursprungs. Sie war so vielseitig einsetzbar und ihr schnelles Wachstum verblüffend, sodass nur diese Schlussfolgerung in Frage kam. Während hinduistischen Zeremonien diente der Hanf als Schutz gegen das Böse. Bereits von Buddha, etwa 800 v. Chr., wird überliefert, dass er sich lediglich von Hanfsamen ernährt hat auf seinem Weg zur Erleuchtung.
Ungefähr 2.800 v. Chr. drehte man die ersten Seile aus Hanffasern weltweit. Etwa 100 v. Chr. wurde das weltweit erste Papier aus Hanffasern hergestellt. Überlieferungen deuten sogar darauf hin, dass die Chinesen bereits im 28. Jahrhundert v. Chr. Textilien aus Hanffasern gefertigt haben. Man datierte das älteste erhaltene Hanftextil auf ungefähr 1.000 v. Chr.
Hanf als Rohstoff in Europa
Seine Blütezeit hatte der Hanf in Europa im 17. Jahrhundert in der Segelschifffahrt und zu Hochzeiten. Durch die Reiß- und Nassfestigkeit des Cannabis nutzte man ihn für fast alle Belange der Schifffahrt. Takelwerk, Seile, Schiffsegel, Netze, Flaggen und sogar die Uniformen der Seemänner wurden daraus gefertigt. Hanf war Grundausstattung für das Schiff und wurde im 2-Jahresrhythmus komplett getauscht. Dafür benötigte man 50 bis 100 Tonnen Hanffasern. Neben Flachs, Nessel und Wolle, war Hanf bis zum 18. Jahrhundert bedeutendster Rohstoff der europäischen Textilindustrie. Von den Lumpen stellte man Zellstoff zur Papierproduktion her. Seinen Siegeszug um die Welt trat der Cannabis an über Indien und dem heutigen Irak (damals die antiken Hochkulturen). Die ältesten erhaltenen Funde in Europa sind etwa 5.500 Jahre alt und stammen aus Deutschland, genauer gesagt aus der Region Tübingen. Auch die Ägypter und die alten Griechen bedienten sich dem Hanf als Kleidung.
Und ebenso fand es dort Verwendung als Cannabis-Gebäck, welches bekannt und beliebt war für seine angenehme, entspannende Wirkung. Im Verlauf der Jahrhunderte verlor der Hanf nicht an Bedeutung. Die im Jahre 565 n. Chr. bestattete Merowinger Königin namens Adelheid wurde eingehüllt in ein Hanfkleid, da sie dies in die Ewigkeit begleiten sollte. Durch den Kaiser Karl der Große wurde sogar das erste Hanf-Gesetz erlassen im Jahre 800 n. Chr. Damit wurden seine Untertanten dazu verpflichtet, diese bedeutende Rohstoffquelle anzubauen, da der Hanf Bestandteil seiner Kriegspläne war.
Einen weiteren Weg zur Nutzung fand die Hanffaser in Europa über Spanien im 13. Jahrhundert. Es begann die Papierherstellung. Eine der ersten Papiermühlen in Deutschland entstand in Nürnberg im Jahre 1290. Johannes Gutenberg druckte seine bekannte Bibel im Jahre 1455 auf nichts anderem als Hanfpapier. Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung ist im unveränderten Original bis heute lesbar, da sie auf Hanfpapier geschrieben ist.
Der Rückgang der Hanfnutzung im 19. Jahrhundert
Fast bedeutungslos in Deutschland und Europa wurde Hanf mit Beginn des 18. Jahrhunderts. Der Niedergang dauerte bis Ende des 20. Jahrhunderts. Ein Grund dafür ist die Mechanisierung der Baumwollspinnerei – Baumwolle war nun vorgerückt. Auch die Segelschifffahrt erlitt einen großen Einbruch, sodass auch dort kaum noch Hanf gebraucht wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts kam die Erfindung von Zellstoff aus Holz, was ein weiterer großer Rückgang zur Folge hatte. Denn nun wurde Hanf verdrängt durch Zellstoff für die Papierherstellung.
Die europäischen Hanffasern standen nunmehr stark in Konkurrenz zu Importfasern wie Jute, Abaca, Sisal und Hanf aus Russland. Und schlussendlich kamen im 20. Jahrhundert noch zusätzlich synthetische Fasern in Einsatz. Die Wirtschaft des Hanfs stagnierte und brach nun völlig ein. Der Nutzhanf geriet unter Druck. Viele Länder weltweit verboten den Hanfanbau und es erstreckt sich teilweise bis heute – unabhängig davon, ob es sich um Drogenhanf oder Nutzhanf handelt.
In den 90er Jahren lockerten viele Länder das Verbot für Nutzhanf und hoben dies gar auf. Es werden neue Nutzungsmöglichkeiten sichtbar, um neue Märkte zu erobern. Ebenfalls in dieser Zeit entdeckte man die Hanfsamen wieder neu und entwickelte neue Produkte wie beispielsweise geschälte Hanfsamen.